
Das Thema Räucherwerk ist, was Museen und Austellungen betrifft, selten speziell, sondern - wenn überhaupt vorhanden - maximal ein kleiner, nebensächlicher Teil anderer Thematiken, ohne näheren Fokus.
Folglich nahm ich erfreut die Gelegenheit wahr, als ich im Internet unter dem Titel "... UND SIE BRACHTEN GOLD, WEIHRAUCH UND MYRRHE" von einer Räucherwerk-Austellung im Botanischen Garten der Stadt Erlangen in Bayern gelesen hatte!
Der Botanische Garten in Erlangen gehört zur Universität Erlangen und zeigt regelmäßig kleine Ausstellungen im Gewächshauseingang für seine Besucher. Vom 26. November 2016 bis zum 29. Januar 2017 ging es also um Räucherwerk und ich beschloss, diese Ausstellung zu besuchen, denn gute 2 Stunden Fahrt in das Nachbar-Bundesland halten eine Räucherwerk-Fanatikerin wie mich keinesfalls ab.....
Die Ausstellung war tatsächlich nicht besonders groß, aber sehr schön gestaltet. Mehrere farbige Schautafeln an der Wand informierten in den wesentlichen Punkten über die Bedeutung des Räucherwerks in der (biblischen) Antike, über die Gewinnung von Naturharzen, die Verwendung von Räucherwerk in verschiedenen Kulturen und sie ließen auch das Thema "psychoaktive Pflanzen", also die Halluzinogene in der Welt des Räucherwerks, nicht aus. Abgerundet wurden die Themen durch die aktuell im Interesse liegenden ur-germanischen Räucherbräuche, die sich ja bekanntlich in die heutige Zeit fortsetzen und wiederentdeckt werden...
In einigen Schauvitrinen waren mit Räuchern und Räucherpflanzen zusammenhängende Gegenstände sowie einige Harze, Hölzer, Wurzeln und die dazugehörigen Pflanzen selbst zu sehen. Besonders attraktiv fand ich persönlich einige Gefäße und andere Belegexemplare aus historischer Sammlung, die zusammen mit den dazugehörigen Pflanzenteilen aus dem botanischen Garten sehr sehenswert waren. Auch gab es einige wenige lebende Räucherpflanzen in der Ausstellung. Sehr viele heimische Räucherpflanzen waren zudem als getrocknete "Buschen" in die Ausstellung integriert, freihängend oder im Eingang hinter Glas präsentiert.
Zusammengefasst hat die Ausstellung einen guten Gesamteindruck der Thematik Räucherwerk vermittelt und ist auf die wesentlichen Informationen einegangen, einschließlich der Berücksichtigung des aktuellen Interesses. Die gezeigte Auswahl an Räucherpflanzen und deren relevante Substanzen gab einen ästhetischen Einblick in die faszinierende Welt des Räucherwerks. Damit war die Ausstellung auf das Wissen und Verständnis des "Normalbesuchers" zugeschnitten und darüber hinaus ein guter Einstieg für Menschen, die anschließend vielleicht ein tiefergehendes Interesse an der Thematik des Räucherns entwickeln könnten.
Als Ethnologin mit Schwerpunkt Räuchern und Räucherwerk - und das ist die einzige Kritik - fand ich es aber doch etwas enttäuschend, dass zum Teil Substanzen aus
dem Internethandel ausgestellt waren, die in ihren optischen Qualitäten völlig nichtssagend waren. In einer solchen Ausstellung hätten mir optisch ansprechendere Qualitäten wesentlich besser
gefallen, schöne Ware ist ja durchaus im Fachhandel zu finden und es gibt sogar Sammler vom Fach... Dasselbe gilt für manche Gegenstände des Räucherkults, denn teilweise waren diese
Ausstellungsstücke doch nur billiger Kitsch aus dem Internethandel.
Dies sind aber persönliche Gedanken, insgesamt war diese Ausstellung eine gelungene Idee und einen Besuch - gerade in der Räucherzeit zwischen den Jahren - voll und
ganz wert. Es wäre wünschenswert, solche Ausstellungen öfter zu sehen und für mich vorstellbar, selbst einmal dabei mitzuwirken!