Die heimischen Koniferen, vorzugsweise die FICHTE (Picea abies) und die WALDKIEFER (Pinus sylvestris) zeichnen sich dadurch aus, dass sie bei Verletzung viel Harz absondern, welches seit jeher als "Waldweihrauch" zum Räuchern gebraucht wird. Bis heute können wir es in unseren Wäldern selbst sammeln, um dann ganz traditionell damit zu Räuchern.....
Als beinahe einzige heimische Räucherharze waren und sind die Harze der Nadelhölzer in unserer Räucherkultur von größter Wichtigkeit und werden zunehmend "wiederentdeckt"!
Wenige weitere Bäume, zum Teil eingebürgert, zum Teil aber einfach nur wesentlich seltener oder nicht überall zu finden, können ebenfalls wunderbare Funde von Harz ermöglichen, beispielsweise die LÄRCHE (Larix decidua), die WEISSTANNE (Abies alba) oder die ursprünglich in Nordamerika beheimatete, in Mitteleuropa angepflanzte DOUGLAS-FICHTE (Pseudotsuga menziesii). An manchen Orten,
vor allem in den Alpen und an der Küste, wächst auch die SCHWARZKIEFER (Pinus nigra).
Selbst in der Natur nach dem "duftenden Gold" der uralten "Lichtbäume", welche die Nadelhölzer traditionell in unserer Kultur sind, zu suchen und die Harze zu
Räucherwerk zu verarbeiten, ist eine zutiefst erfüllende Tätigkeit, die man, sobald man einmal damit angefangen hat, wohl nie mehr aufgibt.
In der Literatur wird meistens die trockene und heiße Zeit der Sommermonate zum Sammeln von Harzen empfohlen. Einerseits, weil das Harz an den Bäumen dann getrocknet und hart sein soll, andererseits im Zusammenhang mit den traditionellen Sammelzeiten für Heilpflanzen und Gewürzkräuter, die alle im Sommer sind.
Auch wird Holz im Winter geschlagen und das Harz verletzter Bäume kann während dem Frühjahr bis zum darauffolgenden Sommer tatsächlich geflossen und ausgehärtet
sein, ebenso kann Insektenbefall, deren Aktivität ja in der warmen Jahreszeit ist, Harzfluss an Bäumen verursachen, der über den Sommer erstarrt. Zuletzt schwitzen manche Bäume bei heißer
Witterung auch ohne
Persönlich sammle ich das ganze Jahr über Harz, gerade im Sommer aber wesentlich weniger, denn die schwüle Hitze, die hohe und dichte
Vegetation und vor allem die allgegenwärtigen Insekten machen es sehr anstrengend und unangenehm. Man sieht in den Wäldern im Sommer auch nicht weit und übersieht dadurch Harz meistens, da der
Unterwuchs bereits nach einem oder zwei Metern zu dicht ist. Stattdessen macht man in den Wäldern bei sommerlicher Trockenheit nur viel Lärm, denn überall knackt und raschelt es laut und
Wildtiere werden in ihrer Brut- und Setzzeit massiv gestört, ohne dass dies irgendeinen vernünftigen Grund hätte. Im Winter fällt diese Beunruhigung überwiegend weg, denn die Natur ist kahl -
dennoch sollte man Walddickichte als Rückzugs- und Ruhegebiete von Wildtieren nicht betreten - die noch jungen und niedrigen Bäume halten sowieso noch kein Harz zum Sammeln
bereit.
Ferner konzentriert sich das Sammeln im Sommer sinnvollerweise besser auf Pflanzen aller Arten, die ja immer nur kurze Vegetationsperioden und damit begrenzte Sammel- und Erntezeiten haben sowie bei passendem, dauerhaft trockenem und warmem Wetter getrocknet werden müssen.
Dagegen ist Harz das ganze Jahr über vorhanden und verfügbar und wenig wetterempfindlich...
... so dass es auch in der Zeit des Jahres gesammelt werden kann, während der man ansonsten nichts sammeln kann. Meine liebste Sammelzeit für Harze ist der Winter bei Ostwetter, wenn es trocken und kalt ist, oder auch das zeitige Frühjahr vor der Vegetationsperiode bis zu den ersten warmen Tagen. Ideale Bedingungen, um weite Distanzen zurückzulegen, die zudem in alle Richtungen verlaufen können - denn man kommt überall ohne Erschwernisse hindurch, ohne zuviele Störungen zu verursachen und die sommerlichen "Plagen" sind nicht vorhanden oder nicht aktiv.
Vor allem aber ist der Winter die Zeit der immergrünen Gewächse als Lichtbäume, zu denen die Koniferen mit ihren Harzen gehören und sie sind DAS Räucherwerk der dunklen Jahreszeit, des Winters und seiner Lichtfeste, weswegen ich das Sammeln von Harzen dann, also um die Zeit von Samhain, der Wintersonnenwende und um Imbolc / Lichtmess, als äußerst stimmig empfinde.
Lediglich nasses Wetter ist zu jeder Jahreszeit zu vermeiden, denn regennasses Harz ist etwas unangenehm und muss extra
gründlich getrocknet werden, verliert aber dennoch oft seine Qualität, weswegen man vorzugsweise nur bei mehrtägig trockenem Wetter aktiv sein sollte!
Die wichtgste Regel, wenn es um Harze geht, ist, dass wir Bäume NIEMALS extra dafür verletzen!
Einerseits aus einem gewissen Respekt und aus Achtung vor der Natur und ihren lebenden Wesen, andererseits sollten wir sie dafür nicht vorsätzlich schädigen, auch wenn Bäume sicher nicht "unantastbar" sind - weil dies schlicht und ergreifend NICHT NOTWENDIG ist, um Harz zu bekommen!
Zumal die gezielte Gewinnung von Harz ein Fachwissen erfordert, das mit dem Verschwinden der "Pecher", den Experten der Vergangenheit, heute überwiegend verlorengegangen ist.
Die moderne Forstwirtschaft verursacht mit der Gewalt ihrer großen Maschinen, die in der heutigen Zeit bedauerlicherweise regelrecht in den Wäldern wüten, immer viele Verletzungen an umstehenden Bäumen, wo dann auch Harz zu finden ist. Deswegen lohnt es sich, entlang von "Schleifwegen" oder "Rückegassen" im Bestand, genauso wie an ehemaligen Lagerplätzen von Stämmen zu suchen, oder gestapelte "Polter" mit nicht entrindetem Holz nach Harz abzusuchen. Diese Sachverhalte bieten absolut genug Möglichkeiten, an reichlich Harz zu kommen, weswegen eine vorsätzliche Verletzung von Bäumen absolut sinnlos und damit falsch wäre, entgegen jeder naturspirituellen Gesinnung!
Ironischerweise wäre es ohne forstliche Arbeiten in den Wäldern wesentlich schwieriger, Harz zu finden, da natürliche Schäden an den Bäumen, beispielsweise Windbruch, nicht in derselben Weise dazu führen, dass Bäume harzen, wie es die Abschürfungen der Rinde und Schlagschäden durch den Maschineneinsatz tun. Wichtig ist, diese Verletzungen nicht neu zu öffnen, sondern lediglich den "Überschuss" von Harz zu nehmen.
Die Fotos rechts und unten zeigen jeweils die Stämme von FICHTEN (Picea abies), die auf die beschriebene Weise durch Forstarbeiten beschädigt wurden und
nun reichlich Harz für das Sammeln zur Herstellung von Räucherwerk tragen.
Daneben gibt es, wenn auch seltener, Bäume, die von sich aus Harz absondern, ohne dass sie in irgendeiner Weise durch menschliche Aktivitäten verletzt wurden.
Manchmal ohne ersichtlichen Grund, öfters aber durch natürlich entstandene Risse oder Sprünge in der Rinde, vor allem an sehr alten Bäumen, die bei Wind und aufgrund ihrer Masse größeren Spannungen ausgesetzt sind. Auch starker Frost oder große Sommerhitze sind eine Ursache dafür. Manchmal, gerade in heißen Sommern, führt auch das Eindringen von Insekten zu starkem Harzfluss als Abwehr. Es bilden sich meist schöne Tropfen, manchmal sogar große, stalaktitisch aussehende, fließförmig erstarrte Gebilde! Nicht oft, aber auch das kann man finden, wenn man viel und öfters in geeigneten Gebieten sucht...
Zwar handelt es sich bei schönen Tropfen meistens nie um große Mengen Harz, jedoch bekommt man durch aufmerksame Suche trotzdem genügend zusammen, um für den Eigenbedarf lange damit räuchern zu können. Starker Harzfluss kann dagegen auch einmal erstaunlich große Mengen produzieren.
Ausnahmsweise findet man manchmal lokal auch noch alte Baumbestände, die in der historischen Vergangenheit zur Gewinnung von Harz genutzt und dafür gezielt "geharzt" wurden. Die Ritzungen an ihren Stämmen, die dafür vorgenommen wurden, nennt man mit Fachbegriff "Lachten". An diesen alten Lachten findet sich normalerweise immer noch altes und trockenes Harz, sofern die Lachten nicht extrem alt und ganz verheilt sind. Über die Jahre heilen die Bäume diese Verletzungen nämlich soweit aus, dass kein neues Harz mehr austritt und das alte Harz ist irgendwann verwittert, verrottet und verschwunden. Meistens wurden diese Bäume aber schon lange vorher aus den Beständen genommen, da man sie nicht mehr wegen des Harzes brauchte und ihr Holz aufgrund der Beschädigung entwertet war. Deswegen sind sie fast ganz aus unseren Wäldern verschwunden, denn heute wird in unserem Land solche Harzgewinnung nicht mehr aktiv betrieben - dem begegnet man eher noch im Ausland, z. B. in Süd- und Osteuropa.
Dies bedeutet, dass alte Lachten als Sammelmöglichkeit leider nur noch verschwindende Relikte aus vergangenen Zeiten sind. Wer kann, sollte soetwas also
ausdrücklich wahrnehmen!
LINK-TIPP:
Sehr informativer Text einer Forstwirtin über die Harzgewinnung / Harzung !
Das heutige Sammeln von Koniferenharzen als Räucherwerk, wie es hier von mir beschrieben wird, entspricht der sogenannten "Scharrharzgewinnung", also dem Abkratzen von Harz an Verletzungen, die nicht extra dazu erzeugt wurden, sondern natürlich oder heute eben "forstlich" entstanden sind.
Manchmal weisen die Infotafeln entlang von Waldlehrpfaden auch auf historische Harzgewinnung in einem Waldgebiet hin und verweisen auf noch bestehende Altbestände geharzter Bäume, die man suchen und je nach Alter vielleicht noch erfolgreich absammeln kann...
Daneben erklären solche Schautafeln, welche Bäume im betreffenden Gebiet wie und warum geharzt wurden und es steht nicht selten ein zugesägter Stamm mit einer alten Lachte als Beispiel daneben. Es ist interessant und aufschlussreich, sich über die Geschichte des Sammelns von Harzen in der eigenen Gegend weiterzubilden.
BLOG-ARTIKEL
Das Harz von Laubhölzern ist bei uns dagegen wenig relevant, da die heimischen Laubbäume so gut wie kein Harz absondern und dieses, wenn vorhanden, auch in Sachen Duft und Wirkung kaum auffallend ist.
Nur einige wenige Arten, nämlich einige der Gattung Prunus spp., also die Kirschen und nahen Verwandten - wie Zwetschgen, Pflaumen und Pfirsiche oder der
Mandelbaum - harzen von sich aus immer wieder einmal und ihr Harz härtet sehr bald aus. Man findet das Harz allerdings hauptsächlich im Hochsommer, da es während der Jahresphase hoher
Temperaturen und Hitze fließt, vor allem an absterbenden oder verletzten Bäumen. Während des nassen Wetters im Herbst und Winter quillt es jedoch bald auf, wird zu einer weichen und glitschigen
Masse und verliert sich ganz. Deswegen werden solche Harze "Gummi" genannt, da sie aus wasserlöslichen Substanzen bestehen und im Falle der heimischen Arten auch keine ätherischen Öle oder
Terpentine enthalten. Auch solches Harz kann aber zum Räuchern genommen und selbst gesammelt werden, es gilt für das Sammeln im Grundsatz dasselbe wie für die wohlbekannten Harze der
Koniferen.
Der Unterschied ist lediglich der, dass die Harze der heimischen Laubhölzer bei weitem nicht den Duft, die Bedeutung und die
Tradition der Koniferen haben, aber aufgrund ihrer wasserlöslichen, bindenden und schnell trocknenden Eigenschaften leichter im Umgang sind. Es empfiehlt sich, sie in Mischungen zu
verwenden.
Möchte man das Harz bzw. "Gummi" von solchen Obsthölzern sammeln, so braucht man etwas Fundglück, denn es ist weitaus seltener als die Koniferenharze und wird nur spontan ausgeschieden oder manchmal dann, wenn zu geeignetem Zeitpunkt größere Äste entfernt worden sind. Ganz ausgehärtet ist das Harz nur nach lange trockenem Wetter, meist ist es im Inneren noch weich, manchmal auch von außen. Vor allem nach feuchtem Wetter wird es etwas schmierig, da es, wie schon gesagt, wasserlöslich ist. Dadurch ist es aber auch einfach von den Händen abzuwaschen und das Harz trocknet drinnen ausgelegt sehr schnell durch.
Eine weitere Regel ist, jegliche alten Verletzungen an Bäumen nicht neu zu öffnen, sondern nur das Harz zu nehmen, welches herausgeflossen und möglichst schon getrocknet ist!
Man kann es mit den Händen abbrechen, abklopfen oder mit einem geeigneten Werkzeug abkratzen - gerade bei letzterer Methode sollte man aber besonders vorsichtig vorgehen:
Sowohl im Sinne der Bäume, die man nicht noch einmal verletzten möchte, als auch im Sinne der eigenen heilen Hände - Verletzungen passieren sehr schnell:
Trocknes Harz kann sehr hart sein, äußerst dicke und massive Schichten bilden und erfordert oft einige Kraft, die dabei schnell einmal unkontrolliert in die falsche Richtung wirkt!
Mit der Zeit entwickelt man einen Blick dafür, wie Harz am besten abgesammelt werden kann und wo an einer Verletzung am Baum das Harz wie ausgeflossen und
ausgehärtet ist.
Ein geeignetes und eigentlich das meistverwendete Werkzeug für das Ablösen von Harz ist ein stabiles altes Messer, gern mit gebogener Klinge oder alles, das dem ähnlich ist. Sehr gut funktioniert auch ein kleineres und altes Stemmeisen mit Holzgriff, mit dem man vielseitig umgehen kann. Beides kann jedoch dahingehend problematisch sein, dass es aus Metall ist, denn es heißt oft, der "Pflanzengeist" würde durch den Kontakt mit Metall verlorengehen. In der Praxis ist dies meiner Erfahrung nach eine Frage der persönlichen Intuition, Einstellung und Meinung des Sammlers.
Alternativ könnte man sich brauchbares Werkzeug aus Holz, Stein, Geweih oder Knochen herstellen, wenn man sich nicht damit begnügen möchte, nur das Harz zu sammeln, das man mit den eigenen Händen abbrechen oder ablösen kann. Die Belastbarkeit dieser Materialien ist jedoch geringer und man sollte unabhängig vom Material immer darauf gefasst sein, dass man seine Werkzeuge bei dieser Tätigkeit stark verschmutzt und auch mal beschädigt oder sogar abbricht, weswegen sie nicht wertvoll sein sollten, da sie nicht unbedingt dauerhaft und auch nur selten lange erhalten bleiben werden...
Ein weiteres sehr hilfreiches Werkzeug für das Sammeln von Harz ist ein sogenannter "Karst", eine Art kleine Hacke mit zweiseitigem Blatt, meistens auf einer Seite
breit und auf der anderen schmal, befestigt an einem kurzen Stiel. Dieses Werkzeug kommt aber nur in besonderen Fällen zum Einsatz, wenn es sich lohnt, in einer Höhe, die außerhalb der normalen
Reichweite ist, zu ernten. Es wird immer Harz geben, dass zu hoch hängt, um es überhaupt erreichen zu können... aber mit einem "Karst" reicht man deutlich weiter als ohne, denn nur allzu oft
hängt Harz fast in Reichweite am Stamm. In Gebieten, wo es viel Harz zu finden gibt, macht es Sinn, den "Karst" mitzunehmen, um damit Harz abzukratzen oder größere Brocken gezielt
abschlagen zu können. Um keinen Schaden damit anzurichten, braucht man Besonnenheit und Übung, aber trotzdem Kraft und Entschlossenheit! Empfehlenswert ist auch ein leichter, aber stabiler Stiel,
eventuell mit Trageriemen, damit dieses Hilfsmittel handlich, leicht und transportabel bleibt.
Ein schönes antikes Blatt ist hier sehr ansprechend.
Als Sammelgefäße können Gläser, diverse Plastikbehälter und kleine Eimer oder Plastiktüten genommen werden, und zwar in einer Größe, die es ermöglicht, das Gefäß
gut unter die Stellen mit dem Harz zu halten und es aufzufangen. Dabei hat jedes seine Vor- und Nachteile. Persönlich habe ich es mir angewöhnt, in Behältern zu sammeln, die noch nicht zur
endgültigen Aufbewahrung der Harze gedacht sind, denn man sammelt das Harz ja erst einmal wie es ist und reinigt, sortiert oder trocknet es erst später zuhause. Die Sammelgefäße verschmutzen und
verkleben immer und werden meistens auch bald irgendwie beschädigt, weswegen Plastik sich bewährt hat, da es wenig kostet. Nur ist es auch wenig umweltfreundlich! Deswegen nehme ich gebrauchte
Behälter von z.B. Lebensmitteln oder gebrauchte Plastiktüten z.B. von Verpackungen, die damit noch einmal sinnvoll eingesetzt werden können, meistens sogar mehrere Male.
Eine ausgesprochen geniale Idee, die mir einmal eine ähnlich gesinnte "Kollegin" vorstellte, ist der "Harzernter" oder "Harzsammler", der sich vor allem für das sichere Aufnehmen kleiner Harztränen eignet, aber auch für viele andere Sammelsituationen gute Dienste leistet.
Er besteht aus einem Metallröhrchen, wie es z.B. im Fleischerbedarf zum Befüllen verwendet wird. An dem auf einer Seite befindlichen Teller kann mithilfe eines
Haushaltsgummis einfach ein Plastikbeutel befestigt werden, so dass das Harz durch das Röhrchen in den Beutel fällt. Auch für die Hände ist es eine sehr saubere und schonende Sache! Allerdings
ist diese Technik nur für Harztropfen und kleine Harzstücke geeignet.
Das ursprüngliche Modell kann noch verbessert werden, wenn das Röhrchen an seinem Ende schräg abgetrennt und die entstehende Kante
etwas geschärft wird, um so Harz besser von der Rinde abschaben zu können. Es empfiehlt sich, in jedem Fall ein stabiles Röhrchen zu verwenden.
Aber auch der Blick nach unten kann sich lohnen. Fließen größere Mengen Harz aus, tropft es auf den Boden und bildet dort ausgehärtete Ablagerungen oder Klumpen, die ebenfalls abgelöst und eingesammelt werden können. Sie sind immer mehr oder weniger mit Erde oder Sand durchsetzt und mit Nadeln und Pflanzenresten behaftet. Man trocknet diese Stücke und bürstet sie zuletzt ab. Auch wenn sie äußerlich zunächst nicht nach Harz ausschauen, enthalten sie im Inneren oft schönstes Harz, wenn auch nicht so rein wie am Baum selbst.
Dennoch ist solches Harz ideal zum Räuchern im Freien, draußen am Feuer oder als Bestandteil bestimmter Natur-Räucherungen, bei denen vielleicht sehr natürliche,
"erdige" oder "waldige" Substanzen gewünscht sind. Ein ganz archaisches Ritual ist es, solche Harzbrocken im Kamin oder Herdfeuer den Geistern von Haus und Hof zu opfern, vor allem zu
Jahreskreisfesten und Rauhnächten.
Harz trocknet in der Natur teilweise über mehrere Jahre und ist manchmal im Inneren noch etwas weich und klebrig, insbesondere bei den Fichten (Picea spp.), wo es fast immer noch recht weich ist, solange man es gut als Harz erkennt, während das der Kiefern (Pinus spp.) schneller ganz ausgehärtet ist.
Mit der Zeit trocknet auch solches noch weiche Harz, man kann es zuhause offen trocknen lassen, bevorzugt in flachen Behältnissen aus Holz oder Pappe, denn das ist erst einmal besser. Harz schimmelt zwar nicht, aber darin enthaltene Holzreste und andere Pflanzenteile schon, solange sie noch Feuchtigkeit enthalten. Die Trocknung von Harz selbst dauert lange. Je älter Harz ist, desto "reifer" ist es, also desto tiefer duftend und balsamischer beim Räuchern. Deswegen wird zum Räuchern generell lieber durchgetrocknetes, "gealtertes" Harz bevorzugt gesammelt und verwendet und es wird, wenn nötig auch entsprechend lange dafür getrocknet. Man sagt, Harz müsse mindestens 1 Jahr lang getrocknet werden, meist dauert es aber ein paar Jahre. Die oft zu lesende Behauptung, mit frischem Harz könne oder solle man nicht räuchern, z.B. weil es "schädlich" sei, ist allerdings vollkommen falsch. Es geht genauso und schadet nicht, duftet aber feiner, frischer und viel intensiver nach den ätherischen Ölen, die es enthält. Der Umgang mit der weichen und klebrigen Substanz ist nur weniger einfach. Dennoch sollte man darauf achten, kein verschmutzes und verwässertes Harz zu sammeln, denn dieses riecht oft unangenehm.
Für die Aufbewahrung von Harzen gilt das, was grundsätzlich für die Aufbwahrung von Pflanzenteilen und Räucherstoffen gesagt wird. Harz bleicht nicht aus, größere Glasbehälter eigenen sich deswegen gut, man sollte sie aber trotzdem in einem Schränkchen oder anderweitig dunkler stehen haben.
Stark gealtertes Harz an einer Lachte, zunächst wenig beeindruckend...
... bricht man es ab, wird offensichtlich, was zunächst verborgen war...
... "duftendes Gold" - traumhaftes Räucherharz !!!
Findet man besonders große und außergewöhnlich schöne Brocken Harz, dann lohnt es sich, sie einzeln zu säubern und als Einzelstücke aufzubewahren, anstatt sie zu zerkleinern.
Dies bietet sich außerdem für alle größeren Harzstücke an, aber bei Bruchware verzichtet man
In der Literatur wird meistens die trockene Zeit des Sommers zum Sammeln von Harz empfohlen. Einerseits, weil Harz dann getrocknet und hart sein soll, andererseits im Zusammenhang mit den traditionellen Sammelzeiten für Kräuter, die im Sommer sind. Auch wird Holz im Winter geschlagen und das Harz verletzter Bäume kann bis zum darauffolgenden Sommer tatsächlich durchgetrocknet sein. Persönlich sammle ich das ganze Jahr über Harz, im Sommer aber weniger, denn die Temperaturen, die hohe und dichte Vegetation und vor allem die allgegenwärtigen Insekten machen es sehr anstrengend.
Meine liebste Sammelzeit für Harze ist der Winter bei Ostwetter, wenn es trocken und kalt ist, oder auch das zeitige Frühjahr vor der Vegetationsperiode in der ersten warmen Tagen. Ideale Bedingungen, um weite Distanzen zurückzulegen, die zudem in alle Richtungen verlaufen können - denn man kommt überall ohne Erschwernisse durch und die sommerlichen "Plagen" sind nicht vorhanden oder nicht aktiv.
Des weiteren ist der Winter die Zeit der immergrünen Gewächse, zu denen die Koniferen mit ihren Harzen gehören und sie sind DAS Räucherwerk des Winters, weswegen ich das Sammeln von ihnen dann, also um die Zeit der Wintersonnenwende und Lichtmess, als äußerst stimmig empfinde.
Lediglich nasses Wetter ist zu jeder Jahreszeit zu vermeiden, denn äußerlich regennasses Harz ist etwas unangenehm und muss extra gründlich getrocknet werden, was unpraktisch ist. Auf den Fotos sind frisch gesammelte feuchte Harze zu sehen, die zum Trocknen in flachen Pappschachteln, Körbe und Schüsseln ausgelegt sind. Sie müssen des öfteren und über Wochen lang gewendet werden, um richtig zu trocknen.
Das Vorhandensein von Holz-, Rinde- oder anderen Pflanzenresten im Harz stellt beim Räuchern kein Problem dar, im Gegenteil, es ist wünschenswert, da es zum einen für absolut pure Natur spricht, zum anderen sind neben dem Harz ja auch alle anderen Teile besagter Bäume geeignete Räucherstoffe.
Verharzte Rindenstücke, die sich, ohne Schaden zu verursachen, von den Bäumen ablösen lassen, sollten deswegen auch immer mitgenommen werden.
Das Säubern der Hände nach dem Sammeln von Harz funktioniert mit etwas Pflanzenöl, welches das Harz löst und dann mit Seife abwaschbar ist.
Draußen vor Ort helfen im Notfall etwas Wasser und Sand vom Boden.
Gerätschaften kann man zuhause erst grob mit Küchenpapier säubern und dann mit Pflanzenöl und heißem Wasser plus Spülmittel wieder annähernd sauber bekommen, nachdem man sie vor Ort schon an der Rinde oder am Boden abgestreift hat. Entsprechende "alte" Kleidung sollte man aber tragen.
Viele Menschen haben, da es sehr klebrig ist, etwas "Angst" vor dem Umgang mit frischem oder noch weichem Harz, wofür aber absolut kein Grund besteht.
Ganz weiches Harz sammelt man am besten in einer gebrauchten Plastiktüte, denn daraus lässt es sich am einfachsten wieder entnehmen, wen man es vorher einfriert. Dann ist es nicht klebrig und löst sich leicht von der Tüte.
Wie bei jeder Art von Sammeln in der Natur üblich, hinterlassen naturspirituelle Menschen als bewussten Dank kleine "Opfergaben", sprechen Gebete oder führen für die Geister der Pflanzen oder für die des Ortes ein kleines Ritual aus, jeder auf persönliche Art und Weise.
Die Tatsache, dass man sich beim Sammeln von Harz oft einmal an den Händen verletzt, sollten wir im Sinne von Blut als höchstes Opfer betrachten, das man erbringen kann...
Alles hat seinen Preis - Gleiches mit Gleichem.